wie wird Politik gemacht?

Shownotes

Dorothée Marth kommt aus dem Wahlkreis, in dem auch die Wohnung von Greta Wehner liegt. Sie kannten sich. Wir sprechen über das erste politische Projekt von Doro Marth und wie sie zur SPD kam. Sie sitzt seit einigen Jahren im Jugendhilfeausschuss der Landeshauptstadt Dresden und im Stadtbezirksbeirat Prohlis. Wie dort politisch gearbeitet wird, welche Erfolge sich eingestellt haben, was ihr Angst macht, all das erzählt sie.

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00:00:00: Ein der stiller Mann, der eigentlich immer gewesen ist und geblieben ist.

00:00:04: Sie sind ein Skandal für dieses Haus.

00:00:08: Sie sind das Abcheul-Dil, quasi Parlamentarier.

00:00:13: Die feinksende Meute.

00:00:15: Ein schwieriger Mann, aber ein unglaublich zuverlässiger Kerl.

00:00:25: Gespräche bei Wieners. Ein politischer Podcast aus Dresden mit Anne Schawohl und Magnus Recht.

00:00:33: Das Aufbau hat viele Ebenen. Das fing mit Trümmerräumen an.

00:00:46: Aber die politische Ebene, also diese Bundesrepublik, in eine tragfähige demokratische Ebene hineinzubringen.

00:00:56: War nicht durch Zauberheit zu erreichen, sondern nur durch sauberes Arbeiten.

00:01:01: Wir befinden uns in der Wohnung von Kreta Wenner, der Witwe des bekannten Sozialdemokraten Herbert Wenner.

00:01:12: Sie zog nach dem Tod ihres Mannes in seine Geburtsstadt, um den Aufbau der SPD nach der Wende zu unterstützen.

00:01:19: Und um sich beim Thema Pflege durch Angehörige zu engagieren.

00:01:24: Heute ist die Wohnung ein Museum, ein Archiv und vor allem ein Ort der Erinnerung an diese bemerkenswerte Frau.

00:01:33: Es ging um die Menschen, nicht um Schein oder nach außenstrahlen.

00:01:40: Gut, dann starten wir jetzt. Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von Gespräche bei Wenners.

00:01:50: Heute mit Doro T. Maert. Herzlich Willkommen.

00:01:55: Hallo Doro.

00:01:56: Vielen Dank für die Einladung euch beiden.

00:01:58: Du, was ist dir lieber, wenn man Doro sagt oder Doro T.

00:02:02: Tatsächlich Doro.

00:02:04: Doro T. ist, ich assoziere damit immer das straffende Gesicht meiner Mutter, wenn ich mich dreckig gemacht habe.

00:02:11: Und mir fällt es tatsächlich auch auf, wenn ich in Emails oder persönlich angesprochen werde von Freund*innen mit Doro T.

00:02:20: Also das ist, mir fällt das auf und ich mag es gar nicht so.

00:02:24: Was ernstes.

00:02:25: Das ist was ernstes. Mein Name ist ja ernst, so lang und mit den Sonderzeichen auch immer ein bisschen erklärungsbedürftig.

00:02:32: Gerade mit den gering französisch kennenden hier in der älteren Generation hier im Osten.

00:02:38: Was ist dein Oxfam de Güe?

00:02:40: Welche Richtung?

00:02:42: Das ist im Zweifel meistens falsch.

00:02:44: Du und bist du hier groß geworden in Dresden-Prolis oder irgendwo hier in der Nähe?

00:02:53: Nein, ich bin geboren in Halle, als meine Eltern damals noch dort gewohnt haben.

00:02:58: Und wir sind dann Mitte der 80er Jahre nach Hohenstein Ernstteil, so eine klassische Ostgeschichte.

00:03:06: Meine Eltern waren fertig mit dem Studium und haben dort eine Wohnung gekriegt.

00:03:09: Und dann zog man dorthin, wo es die Wohnungen gab, die er Mangelware waren.

00:03:13: Und so bin ich nach Hohenstein Ernst da gekommen ins Vorärztgebirge und dort aufgewachsen, sehr gern.

00:03:19: Und jetzt sind wir hier ja in der Wohnung von Greta Wenner, die auch umgezogen ist.

00:03:26: Vom tiefsten Westen, sag ich mal, von Bonn hier in den Osten nach Dresden, Leubnitz-Neue Ostra.

00:03:38: Und du hast sie noch kennengelernt.

00:03:42: Erzähl doch mal, in welchen Umständen du sie kennengelernt hast oder was du dich noch daran erinnerst.

00:03:50: Oder auch an was dich die Wohnung noch erinnert in der Bierhilsin?

00:03:55: Tatsächlich persönlich kennengelernt habe ich sie weniger, insofern als dass ich sie gesehen habe.

00:04:01: Bei Veranstaltungen, da war sie aber schon sehr alt und hinfällig, würde ich sagen.

00:04:06: Zu dem Zeitpunkt, an dem ich dem Ortsverein den Vorsitz übernommen habe, 2014, hat sie schon, glaube ich, nicht mehr wirklich teilgenommen.

00:04:16: Ich erinnere mich aber sehr gerne an zwei Episoden.

00:04:20: Zum einen habe ich von ihr persönlich eine Weihnachtskarte bekommen in Vertretung für den Ortsverein.

00:04:25: Ganz herzlich formuliert und ich habe die dem Ortsverein zur Weihnachtsfeier auch vorgelesen.

00:04:31: Da habe ich mich total gefreut, weil mir das schon gezeigt hat, dass sie das noch wahrnimmt, was wir machen oder sich erzählen lässt.

00:04:37: Von Annes Familie oder auch von Christoph Meyer, was wir machen oder das auch vielleicht über die E-Mails, die sie ja bekommen hat, noch wahrgenommen hat.

00:04:48: Und das andere, das fand ich noch beeindruckender.

00:04:51: Ich war bevor ich Ortsvereinsvorsitzender wurde, 2009 bis 13 in etwa, Vorsitzender SPD-Frauen.

00:04:58: In der Zeit haben wir unter anderem die Patinenschaft für einen Stolperstein übernommen, für Julis Arlinger, nach der er inzwischen in der Neustadt auch eine Straße benannt ist.

00:05:07: Und ich habe damals, so ein Stolperstein ist ja immer verbunden, auch mit einer finanziellen Beteiligung.

00:05:13: Und ich habe damals einen kleinen Artikel in dem Brennspiegel geschrieben, den vielleicht die längeren SPD-Mitglieder sind hier im Unterbezirk noch kennen,

00:05:24: also unsere kleine Zeitschrift damals, glaube ich, einmal im Vierteljahr erschienen und habe geworben um finanzielle Beteiligung.

00:05:31: Und da kriegte ich eine E-Mail von Margarete Füsser, dass Greta sich sehr gerne beteiligen möchte.

00:05:37: Und ich glaube, die Summe, die sie dann gespendet hat, die hat den Stolperstein am Ende fast vollumfänglich finanziert.

00:05:43: Und das fand ich toll, dass sie das wahrgenommen hat, dass sie diesen Appell aufgenommen hat und unsere Arbeit als SPD-Frauen an der Stelle unterstützt hat.

00:05:52: Und diese Stolpersteinverlegung von Juli Salinger, die habe ich, obwohl es inzwischen auch zehn Jahre her ist, mindestens immer noch eine gute Erinnerung.

00:06:00: Und immer, wenn ich im Raskolnikov bin und dann vorbei am Juli Salinger Weg komme, denke ich an diese Stolpersteinverlegung und an unsere Initiative, die daraus auch noch entstanden ist, ein Antrag im Stadtrat.

00:06:14: Nach dieser wichtigen Sozialdemokratin war sie nicht, war sozialliberale, politikerin, Landtagsabgeordnete in der Weimarer Republik, an sie zu gedenken und ihr zu gedenken und eine Straßentreste nach ihr zu benennen.

00:06:30: Dann ist es dieser kleine Weg geworden gut, aber ich denke, er ist stark frequentiert in einer äußeren Neustadt.

00:06:37: Und wo war der Stolperstein dann?

00:06:40: Der Stolperstein war in ihrem letzten freigewählten Wohnhaus und zwar hinter der Nürnberger Straße.

00:06:53: Diese Querstraße kommen jetzt nicht auf den Namen mehr. Also relativ in der Nähe von Südpol.

00:07:00: Ruhestraße, Nürnberger Straße, da.

00:07:03: Hier haben wir ein Beispiel gehört, wie ich finde, auch ein ganz tolles Beispiel für, wie Politik eigentlich funktioniert.

00:07:12: Am Ende ist es ein Antrag, es entsteht was und auch in dem Fall jetzt was Symbolisches.

00:07:19: Vorneweg die Idee, dann brauchen wir Verbündete und Überzeugung und die Idee kommt nach einer gewissen Haltung raus oder aus einer gewissen Weltsicht, sag ich mal.

00:07:36: Was ist wichtig, was darf man nicht vergessen und so weiter, in dem Fall eben durch die Stolpersteine auch ganz klar abgebildet, durch das Bild dieser Stolpersteine.

00:07:48: Und du machst ja aber vor allen Dingen Sozialpolitik, konkret Jugend- und Kinderpolitik und sitzt im Jugendhilfeausschuss in Dresden.

00:08:04: Was macht der denn der Jugendhilfeausschuss?

00:08:07: Der Jugendhilfeausschuss ist ein sehr großer Ausschuss und ein Ausschuss mit sehr weitreichenden Kompetenzen, weil er am Grunde die gesamte Planung und Finanzierung oder Förderung der freien Kindern und Jugendhilfe in der jeweiligen Kommune steuert.

00:08:30: Das tut er zusammen mit dem Jugendamt, das heißt man spricht immer von einem zweigliedrigen Jugendamt.

00:08:36: Das eine Teil ist der Ausschuss, das andere Teil ist das Amt und der Jugendhilfeausschuss hat Beschlussrecht in seinen Angelegenheiten.

00:08:43: Es ist sogar sehr oft so, dass viele Sachen aus dem Jugendhilfeausschuss nicht unbedingt in den Stadtrat kommen.

00:08:48: Ich würde sagen, dass es eher die Regel, dass die Sachen im Ausschuss selber beschließend sind und dort auch diskutiert werden.

00:08:57: Ganz wesentliches Thema ist natürlich Planung.

00:09:00: Also sämtliche Themen, sämtliche Prozesse innerhalb der Jugendhilfe werden durch die Beschlüsse im Jugendhilfeausschuss beplant.

00:09:12: Das geht von der Förderung der freien Träger, also den Angeboten, die man kennt, Jugendhäuser, Familientrebs, Abenteuerspieblitz etc.

00:09:25: Also das, was man persönlich in seiner Freizeit eher nutzt bis hin zu diesem Thema Hilfen zur Erziehung heißt das im Fachsprech.

00:09:35: Also wenn das Jugendamt kommt und die Familien unterstützt, wenn Kinder z.B. auch teilweise aus Familien genommen werden müssen.

00:09:41: Also in Wohngruppen untergebracht werden und so weiter.

00:09:45: Und all diese Themen, Kinderschutz ist auch ein ganz wichtiges, werden im Jugendhilfeausschuss diskutiert und entschieden.

00:09:55: Und das ist ja auch spannend, dass der das selber entscheiden kann, der Jugendhilfeausschuss und dass dadurch sozusagen vor der, ich sag mal, Politik,

00:10:06: der großen Politik des Stadtrats auch ein bisschen geschützt ist und nicht in dort, in parteipolitischen Verhandlungsprozessen zerrieben wird,

00:10:15: sondern eigentlich die Fachlichkeit im Vordergrund steht, oder?

00:10:18: Das ist richtig und das ist auch ein wesentlicher Unterschied zu den anderen Ausschüssen, weil dort die freien Träger oder Vertreter*innen der freien Träger der Kindernjugendhilfe auch mit Stimmrecht sitzen.

00:10:29: Und ich habe es in all den zehn Jahren erlebt und auch sehr geschätzt, dass wir fraktionsübergreifend, ich würde jetzt mal die ganz rechtsaußenkandidaten ausblenden,

00:10:40: aber sonst gut miteinander gearbeitet haben und auch immer konsensual gearbeitet haben.

00:10:47: Und im Sinne der Sache, das ist was, was mir nahekommt, weil ich manchmal diese parteipolitischen Querelen ermüdend finde

00:10:56: und auch manchmal so aufpassen muss, dass man da nicht zerrieben wird und dass die Vision dann leider oft auch hinten unterfallen,

00:11:05: manchmal auch verständlicherweise. Also ich will das gar nicht negativ konzentrieren.

00:11:09: Für mich und meine Art, Politik zu machen, ist diese Sachlichkeit im Jugendhilfeausschuss sehr angenehm gewesen.

00:11:15: Grundlage dafür ist ja das SGB VIII, also das Kindernjugendhilfegesetz.

00:11:20: Und ich habe einen enorm fachlichen Ausschuss wahrgenommen und erlebt.

00:11:27: Ich habe selber unglaublich viel gelernt, auch fachlich gelernt.

00:11:30: Diese Debatten sind, glaube ich, sehr, sehr fachlich.

00:11:33: Für Menschen, die sonst in anderen Ausschüssen sitzen, möglicherweise auch zu fachlich.

00:11:39: Das ist, glaube ich, wirklich eine eigene Welt, die nicht mit den anderen Ausschüssen zu vergleichen ist.

00:11:44: Und deswegen auch manchmal so ein bisschen negativ konzentriert wird, weil da die freien Träger sitzen und dann heißt das immer Selbstbedienungsladen.

00:11:51: Aber ich denke, die Menschen, die das SGB VIII geschrieben haben und die die Struktur des Jugendhilfeausschusses erdacht haben,

00:12:00: die hatten dafür Gründe. Und diese Gründe kann ich nach wie vor gut nachvollziehen.

00:12:05: Ja, sehr interessant. Und wie bist du denn in den Jugendhilfeausschuss gekommen?

00:12:13: Was war denn das für eine ... also, wie hast du dich entschieden für diese Art von Politik?

00:12:21: Ich bin gefragt worden da 2014. Und zwar der Hintergrund war der, dass ich 2014 selber für den Stadtrat kandidiert hab hier in Proles im Wahlkreis.

00:12:30: Und damals nicht gewählt worden bin. Die Überlegung, glaube ich, der Fraktion war, trotzdem mich in die Arbeit der Fraktion einzubinden.

00:12:39: Und im Jugendhilfeausschuss, auch das ist im SGB VIII festgelegt, muss man nicht zwingend gewähltes Mitglied der Stadtratsfraktionen sein.

00:12:47: Also, man kann von den Stadtratsfraktionen benannt werden.

00:12:51: Das ist auch nicht zu vergleichen mit einer sachkundigen Bürgerin oder einem sachkundigen Bürger, den es in anderen Ausschüssen oder Beiräten nochmal gibt,

00:12:58: sondern ich war immer Vertreterin für die Fraktion im Jugendhilfeausschuss, aber ohne Stadtratsmandat.

00:13:05: Das war 2014 so. Und 2019 habe ich gesagt, ich mache das gerne auch weiter und die Fraktion hat es gerne angenommen.

00:13:13: Und dein persönlicher Hintergrund ist ja, du bist Sozialwissenschaftlerin.

00:13:18: Das ist richtig.

00:13:19: War da der Fokus auf die Kinder- und Jugendthemen schon immer da?

00:13:24: Immer nicht. Also, ich würde sagen, wenn ich mich, wenn ich vergleiche, was ich jetzt alles weiß und über die Jahre auch erfahren habe,

00:13:33: auch mich selber weitergebildet habe durch die Teilnahme an Fachtagentagungen und so weiter,

00:13:38: oder Artikel, die ich gelesen habe, würde ich sagen, ich wusste es ja wenig, als ich angefangen habe.

00:13:44: Mein Hintergrund als Sozialwissenschaftlerin ist natürlich trotzdem hilfreich,

00:13:48: dass es einem leichter fällt, soziale Themen zu bearbeiten, auch mit Zahlen und Statistiken umzugehen.

00:13:56: Und ich habe zu der Zeit auch noch beim Evangelischen Familienverband gearbeitet.

00:14:01: Das heißt, Familienpolitische Themen sind oft, haben eine hohe Schnittmenge zu Themen der Kinder- und Jugendhilfe,

00:14:07: gehen natürlich noch darüber hinaus. Aber man hat da schon eine große Übereinstimmung,

00:14:13: sodass ich da auch gut anknüpfen konnte.

00:14:16: Der Familienverband, bei dem ich tätig war, der ist natürlich landespolitisch oder landesweit tätig.

00:14:21: Das ist nochmal eine andere Ebene als die kommunale Ebene, aber das greift ja auch an vielen Stellen gut ineinander.

00:14:27: Und bevor ich jetzt nochmal eine Frage habe, wie du eigentlich zur Sozialdemokratie gekommen bist,

00:14:39: weil das ja auch spannend ist, obwohl die können wir eigentlich jetzt schon stellen.

00:14:44: Weißt du, also okay, politische Betätigung ist das eine, aber aus welcher politischen Haltung her,

00:14:51: aus welcher politischen Sozialisation heraus warst du schon immer Sozialdemokratin oder?

00:14:57: Ja, das war ich.

00:15:00: Mit der Geburt sozusagen, in eine rote Familie reingeboren oder?

00:15:05: Das würde meine Familie, glaube ich, heute negieren.

00:15:09: Tatsächlich war es aber so, dass meine Mutter mit der politischen Wende in einer DDR,

00:15:14: ehemaligen DDR-SPD Mitglied geworden ist und das auch einige Jahre war.

00:15:18: Und ich, das schon als Kind immer spannend fand, erinnere mich da auch gerne an diese ersten Jahre,

00:15:24: wo auch die Gesellschaft insgesamt sehr politisiert war.

00:15:27: Ich war klein, also ich war vielleicht zehn, elf, dann, aber das hat mich doch, also ich habe da einiges mitgenommen

00:15:37: und immer eine gewisse Sympathie einfach für die Sozialdemokratie behalten und 2000.

00:15:42: Ich habe dann studiert und war auch oft bei Veranstaltungen von den Hochschulgruppen von den politischen

00:15:51: und immer auch der SPD nahe und habe aber für mich gesagt, in dem Zeit des Studiums,

00:15:55: ich schaff das nicht in der Partei einzutreten, weil ich dann auch was machen will.

00:15:59: Weil ich auch das aus anderen Zusammenhängen bei Vereinen kenne, diese Mitglieder, die dann karteileichtend sind.

00:16:06: Das war mir klar, das wollte ich nicht.

00:16:08: Und habe dann gesagt, als ich 2007 fertig war mit dem Studium dann auch mein Wohnort gewechselt habe.

00:16:13: Mein Studium habe ich in Jena absolviert.

00:16:15: Ich bin dann zu meinem damaligen Freund nach Leipzig gezogen und habe für mich gesagt, okay, mein Studium ist fertig.

00:16:20: Dieser Lebensabschnitt ist zu Ende.

00:16:22: Jetzt habe ich wieder Zeit für Neues.

00:16:24: Und dann bin ich eigentlich, stande Peter auch in die SPD eingetreten in Leipzig, Linnendau.

00:16:28: Damals bin herzlich empfangen worden in dem Ortsverein.

00:16:32: Ich habe da auch noch Bekannte, wenn man auf Landesparteitagen unterwegs ist, mit denen man immer noch schwatzt und die man grüßt.

00:16:42: Und habe dann dort eigentlich relativ schnell angefangen, mich auch zu betätigen.

00:16:46: Vor allem zu der Zeit noch stärker mit einem gleichstellungspolitischen Fokus.

00:16:51: Also ich war von Anfang an stark bei den SPD-Frauen engagiert.

00:16:54: Erst in Leipzig, dann auf Landesebene, habe ich dann auch lange oder längere Zeit stellvertrene Landesvorsitzende.

00:17:01: Und dann, als ich nach Dresden gezogen bin, auch wiederum hier von dem Ortsverein Pruhles, dem ich seitdem angehöre,

00:17:08: herzlich empfangen worden und dann relativ schnell auch in den damaligen Ortsbeirat entsand worden oder geschickt wurden.

00:17:17: Genau, und das ist ja dann die zweite Ebene neben dem Jugendhilfeausschuss, wo du ganz praktisch Politik machst.

00:17:26: Früher hieß es Ortsbeirat und dann jetzt heißt es Stadtbezirksbeirat und du bist auch direkt gewählt.

00:17:33: Das hat es sich also vor fünf Jahren dann das erste Mal geändert.

00:17:37: Erzählt doch nochmal, für was der Stadtbezirksbeirat, jetzt in dem Fall Stadtbezirk Pruhles, wie wir es auch schon mal gehört haben,

00:17:47: Pruhles, dann so Dörfer wie Luga, Lockwitz, Dörfer aber ehemalige, sozusagen, Siedlungen, bis hin zu Reik,

00:17:58: anderes großes Wohngebiet oder auch Leipnitz, Neuostra, bis hin zum kurz hinteren Wasserplatz von Strählen geht das,

00:18:06: wo dann schon die Uni Nähe sehr spürbar ist und die hochherrschaftliche alte Willen irgendwie die Straßenzüge prägen.

00:18:17: Und was um was kümmert sich der Stadtbezirksbeirat? Was sind da eure Aufgaben?

00:18:24: Zum einen hat der Stadtbezirksbeirat empfehlenden Charakter oder kann Empfehlungen aussprechen für sogenannte Beschlussvorlagen,

00:18:37: also Beschlüsse, die zu fassen sind, die in dem Stadtbezirksbeirat, in dem Stadtbezirk eine Verankerung haben.

00:18:47: Wir werden beteiligt, wir müssen beteiligt werden, wenn es zum Beispiel um planerische Beschlüsse, Beschlussfassung geht,

00:18:55: von Straßen, die bei uns im Stadtbezirk liegen oder von irgendwelchen anderen Prozessen, wo es irgendein Bezug zum Stadtbezirk Pruhles gibt.

00:19:07: Da haben wir aber letzten Endes nur, da fassen wir eine Beschlussempfehlung, die wird dann dem Ausschuss vorgelegt,

00:19:13: der federführend ist, das sind vor allem der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr für diese ganzen bauplanerischen Geschichten,

00:19:21: die, denke ich, auch einen großen Anteil haben.

00:19:24: Dann gibt es Stadtweitevorlagen wie diese großen Konzepte, die werden uns selbstverständlich auch vorgelegt,

00:19:32: so was wie zum Beispiel der Kita-Fachplan oder das Rad für Entwicklungskonzepte, so wie das heißt.

00:19:38: Da werden die Stadtbezirksbeirater alle sowieso beteiligt.

00:19:41: Und dann gibt es noch mal Vorlagen, die sich beziehen auf die Stadtbezirksförderrichtlinie,

00:19:50: wo wir tatsächlich auch inzwischen mit Änderung oder mit Eintreten oder mit Beschluss der Stadtbezirksverfassung, wo wir beschließend tätig sind.

00:20:00: Ihr verteilt Geld sozusagen, an Bergsteller.

00:20:03: Ganz genau.

00:20:04: Wir haben, wie jeder Stadtbezirksbeirat auch, eine gewisse Summe Geld zur Verfügung.

00:20:10: Das waren in der Vergangenheit 10 Euro pro Einwohnerin.

00:20:14: Es sind knapp für Proles in das 600.000 Euro im Jahr.

00:20:17: Und dann werden Maßnahmen umgesetzt zum einen Anträge von Vereinen, die Straßenfeste machen wollen, die Angebote schaffen wollen.

00:20:27: Für Kinder, wir haben viele Tage der offenen Tür, Veranstaltungen, kulturelle Geschichten, so soziokulturelle Geschichten, Konzerte, die wir unterstützen von Jugendhilfeträgern beispielsweise.

00:20:42: Aber auch wenn wir in eigener Zuständigkeit zum Beispiel irgendeinen Fußweg sanieren.

00:20:49: Da können wir nicht so viel machen, weil so eine Fußweg sanierung beispielsweise teuer ist.

00:20:54: Aber wenn das nicht über die großen Beschlüsse jetzt über die Stadtweiten geht, sondern das über das Stadtbezirksamt geht, können wir dann auch in eigener Regie das in die Wege leiten.

00:21:08: Die Treppe.

00:21:09: Ich habe mir nämlich die Treppe angeschaut.

00:21:12: Weißt du von welcher Spreche?

00:21:14: Ich glaube, das ist dann auch noch Leibniz Neuostra, die von oben, von der Hochebene sozusagen runter geht, wo der die Lockwitzquelle ist.

00:21:27: Kann das sein?

00:21:29: Das kann durchaus sein.

00:21:30: Und da ist eine total schicke Treppe.

00:21:32: Und da hat der Kollege Jakob Müller gesagt, guck mal hier, das hat der Stadtbezirksbeirat saniert.

00:21:38: Das war schon ganz hinüber.

00:21:39: Und jetzt können die Leute direkt die oben wohnen, da ist so eine schöne Siedlung, können direkt runter in diese eingefasste Quelle, wo das Bechlein entspringt.

00:21:48: Ich glaube, es ist die Lockwitz.

00:21:51: Ich muss halt immer noch ein bisschen lernen.

00:21:54: Du, aber bringst uns ja sozusagen auch irgendwie auf so Themen, die wir vielleicht auch nochmal nachgehen sollten.

00:22:02: Wenn man in dem Bezirk lebt, also jetzt wie in meinem Fall schon seit 1984, dann nimmt man ja viele Themen einfach so alles gegeben hin.

00:22:13: Und immer wenn jemand neu dazu kommt, so wie du das jetzt gerade für uns quasi bist, dann lernt man verschiedene Dinge einfach nochmal neu kennen oder überhaupt kennen und zur Kenntnis.

00:22:25: Durch habe ich auch eine Frage. Und zwar, glaube ich, hilft es auch Menschen immer unserer Arbeit oder vor allem auch die Arbeit, die du in den Jugendhilfeausschuss oder auch Ortsverein mitgestaltet hast,

00:22:41: dass so an praktischen Beispielen irgendwie auch wahrzunehmen, dass das tatsächlich unsere Handschrift ist.

00:22:47: Und kannst du da für die Arbeit aus dem Jugendhilfeausschuss heraus beispielsweise irgendwie ein Beispiel benennen, was sich in unserem Bezirk irgendwie sichtbar zeigt und das gleiche eben auch nochmal für die Arbeit des Ortsvereins, wo du sagst, das ist auf jeden Fall das, was auf unsere Initiative zurückgeht.

00:23:08: Beim Jugendhilfeausschuss fällt mir ganz konkret ein, das ist jetzt auch schon ein paar Jahre her wieder, würde ich sagen, zu sechs, sieben, möglicherweise schon, habe ich mich damals sehr eingesetzt für die Sanierung des Kindern- und Jugendbauenhofsenikern.

00:23:25: Also dieses eine, das Hauptgebäude, was so lange Zeit im Grunde eine Ruine war, da gab es dann eine Initiative und eine Unterstützung durch eine Stiftung, glaube ich.

00:23:37: Und es brauchte aber eine Kofinanzierung durch den, eine Zusicherung zur Kofinanzierung durch den Jugendhilfeausschuss, das ja oft so, dass wenn Geld kommt von dritten Stellen, wollen die immer auch noch eine kommunale Beteiligung.

00:23:48: Beteiligung. Da habe ich mich damals sehr engagiert. Dafür haben

00:23:52: verein getroffen, bin da mehrfach oben gewesen im Bauernhof und habe, glaube ich, einen entsprechenden

00:23:59: Antrag geschrieben und den auch mit unserer Fraktion abgesprochen und auch mit dem Finanzpolitiker

00:24:04: innen. Das war eine größere Geschichte und tatsächlich ist der Antrag durchgegangen, gab es

00:24:09: einen Beschluss, war auch überhaupt nicht strittig und entsprechend dann die ganzen anderen

00:24:15: Geldgeber*innen, Landesmittel hingen da auch noch drin, das ist ja ein großes Haus. Am Ende hat das,

00:24:20: ich kann es nicht mehr genau sagen, weit über eine Million gekostet und tatsächlich, ich glaube,

00:24:25: seit ein, zwei Jahren steht das, fein saniert, kann genutzt werden. Ich freue mich jedes Mal,

00:24:30: wenn ich da oben bin mit meinen Kindern, denke guckt hier, da hatte ich meinen kleinen Anteil dran.

00:24:35: Genau und im Stadtbezirksbeirat fällt mir ganz konkret so aus der letzten Zeit ein, ein Beispiel

00:24:43: aus Streln, tot habe ich mit einer so einer Stadttei-Initiative, mit dem Stadttei-Ferein

00:24:49: Kursiv heißen die und einen so engagierten Anwohner*innen dort aus dem Stadtteil,

00:24:56: darum mich darum bemüht, die Fläche auf der Lähnbachstraße, die für die aufgrund der Situation,

00:25:04: dass dort das Parken ist, ein bisschen kompliziert zu erklären, das Parken war damals quer,

00:25:08: stattgefunden hat und diese Fläche so durch die Parken-Autos-Tamatsch hat, das ist abgeordnet

00:25:13: worden von der Stadt, die mussten dann parallel zur Straße parken, das sind viele Parkplätze

00:25:19: weggefallen, gab es einerseits total knarisch von wegen, wir brauchen mehr Parkplätze und

00:25:23: gleichzeitig gab es aber die Initiative aus dem Stadtteil heraus, lasst uns noch was mit dieser

00:25:27: gewonnenen Fläche machen. Da haben wir gemeinsam so einen Fest organisiert, haben Menschen angesprochen,

00:25:34: haben Beteiligung organisiert. Letzten Endes ist das, was geworden ist, denke ich immer noch,

00:25:41: hat Potenzial nach oben, nach mehr, aber immerhin, es ist begrünt worden, es stehen jetzt Fahrradbügel

00:25:46: zur Verfügung und es soll demnächst auch noch eine Bank dort aufgestellt werden und das finde ich

00:25:51: schon schöne Entwicklung im Vergleich dazu, dass dort vorher alles durch Autos zugeparkt worden ist,

00:25:56: die auch den Fußweg dadurch so klein gemacht haben, dass gerade Menschen mit Vollatoren oder

00:26:02: mit Kinderwagen oder die irgendwie nicht so mobil waren, teilweise echt Probleme hatten,

00:26:06: an den Autos vorbeizukommen. Das ist ein schönes Projekt, freue ich mich immer, wenn ich da vorbeigehe.

00:26:12: Ich fühle noch eine Frage stehen. Und das jetzt noch als Beispiel, was aus einer Initiative unseres

00:26:21: Ortsvereins konkret zuletzt hervorgegangen ist. Ich weiß ja, dass viele, die zum Beispiel Kinder haben,

00:26:28: auch so kleine Hinweise geben können, die sehr pragmatisch und einfach erscheinen, so was wie

00:26:35: ein Zebra Streifen vor einer Schule beispielsweise. Oder ich erinnere mich, du hast neulich uns die

00:26:43: Frage gestellt, ob uns bekannt wäre, einfach mal einen Hinweis zu geben, wo diese Geschwindigkeitstafeln,

00:26:49: wo Kinder betroffen sein könnten, einfach deshalb, weil Autos dort unentwegt halt so passieren,

00:26:55: dass man so einen Alarmsignal gewissermaßen sichtbar noch mal zu Gesicht bekommt und dort

00:27:02: ein bisschen mit der Geschwindigkeit runterzugehen. Solche Dinge sind relativ klein und können aber

00:27:07: durchaus aus der Initiative eines Ortsvereins hervorgehen, oder? Das ist richtig und das tun

00:27:11: Sie auch. Und da finde ich das ein wunderbares Beispiel, was du gesagt hast, wie Ortsverein und

00:27:17: wir als politische Vertreter*innen mit Mandat auch zusammenarbeiten. Konkret war das eine Abfrage.

00:27:23: Welche an welchen Stellen im Ort, im Stadtbezirksgebiet wäre es sinnvoll, diese Tafe aufzustellen, die die

00:27:32: Autofahrer*innen zeigen, wie schnell sie sind? Und das habe ich eben, wie du sagst, eine Abfrage

00:27:37: gemacht und habe gute Ideen mitgeteilt bekommen und habe die wiederum in das Gremium reingespielt.

00:27:44: Ähnlich ist es, wenn Mitglieder aus dem Ortsverein und das ist wichtig und das brauchen wir auch

00:27:52: als Vertreter*innen in diesen Mandaten, dieses Feedback, wenn Leute kommen und sagen, mir ist

00:27:58: das passiert oder ich habe das beobachtet und nehme das gerne mal mit und so ist es zum Beispiel

00:28:02: auch mit der Frage Zebra Streifen, also Fußgängerüberweg. Das ist ein leidiges Thema, weil da die

00:28:09: Rechtsprechung oder die Rechtssetzung im Freistaat dahinterlich ist. Das ist total schwer,

00:28:15: das durchzubekommen und zwar immer dort, wenn wir Tempo 30 zu und haben können, wir können keine

00:28:20: Fußgängerüberwege machen, aber da sind schon viele Hinweise gekommen aus dem Ortsverein selber und

00:28:27: wir haben da immer uns gut beteiligt. Wir haben Prüfaufträge an die Stadtverwaltung gestellt,

00:28:32: also wenn ich sage "wir", dann meine ich, das ist an mir Herr Dling als meine Kollegin im Stadtbezirksbeirat

00:28:38: aktuell und ich und wir haben das dort eingebracht und auch versucht, dass da auch immer so ein

00:28:46: Stück weit, also da sehe ich auch unsere Rolle als die der Mediat oder der Übermittlerin, dass

00:28:53: diese Ideen, die wir aus dem Ortsverein haben, auch ihren Weg in die Gremien finden. Und das ist

00:28:58: halt auch ein ganz praktisches Beispiel dafür, was Dirk auch in unserem Gespräch so meinte,

00:29:04: das ist Politik vor der Haustür. Total. Das ist nicht das große, die da oben, sondern ganz einfach und

00:29:10: pragmatisch die Politik vor der Haustür. Und das ist auch der Grund, warum ich nach wie vor

00:29:16: an der Kommunalpolitik und gerade auch an so einer Struktur wie dem Stadtbezirksbeirat hänge. Ich

00:29:21: mache das seit 15 Jahren und es ist genau das, dass mir daran gefällt, dass es nicht so schwer

00:29:29: zu durchdringen ist oder abgehoben ist oder weit weg ist, sondern es ist genau, du wirst angesprochen

00:29:34: von den Leuten, die du triffst im Kindergarten, in der Schule, irgendeiner Freizeit. Du kannst

00:29:40: diese Ideen einbringen, du kannst viele Dinge auch erklären, warum Dinge, warum irgendeine

00:29:45: Baustelle dort ist, warum sie ist. Also man weiß auch ganz viel über das Stadtbezirksgebiet und

00:29:51: man überlässt das nicht den anderen, sondern kann selber wirksam werden, ohne dass man Angst

00:29:58: haben muss, dass es, finde ich, dass es überfordert, weil es trotzdem gut, also man kann das gut lernen,

00:30:07: man kann es gut verstehen. Also ich denke, so eine, also ich könnte nie im Bundestag sitzen und

00:30:14: dort im Haushaltsausschuss, das finde ich, in der Komplexität auch der Entscheidung, die getroffen

00:30:19: werden. Absolut, also aus meiner Sicht für mich überfordert und der Stadtbezirksbeirat ist es,

00:30:23: ist es nicht. Also das kann jeder lernen und jeder. Ja, also mir hat es jetzt auch ganz arg gut gefallen,

00:30:33: dass wir solche konkreten Wege mal gehört haben, wieso was funktioniert. Da ist ja auch zum

00:30:39: Beispiel die Rolle der Partei klar, die Partei, die sich bildet aus den Leuten, die hier wohnen und

00:30:46: ist wahrscheinlich auch eine völlig andere Perspektive, als wenn man jetzt an die SPD denkt

00:30:53: und unseren Bundeskanzler oder eben früher solche Figuren wie Herbert Wenner oder die

00:30:58: anderen sozialdemokratischen Bundeskanzler, sondern und aber da fängt es ja an, dort,

00:31:05: das muss ja jemand machen. Jemand muss ja entscheiden, dass eine Bank dort und dort

00:31:10: hinkommt oder wie das mit dem Parken ist. Das beschäftigt die Leute ja tatsächlich in ihrem

00:31:15: Alltag auch sehr. Gerade das Parken ist sehr emotional besetzt in so einem Autoland wie Deutschland

00:31:22: und schwierig finde ich ja, das alles gleichzeitig in sich zu vereinen. Also dann sich eben doch

00:31:35: noch für den Bundeskanzler rechtfertigen zu müssen oder wenn man über Politik spricht, kommt viel,

00:31:41: die Außenpolitik oder oder Sachen, Steuern, Abgaben, die hier vor Ort ja gar nicht entschieden

00:31:48: werden können, aber für die man eben sozusagen mitverantwortlich ist und auch vor allen Dingen

00:31:54: mitverantwortlich gemacht wird. Und das ist ein interessanter Spannungsbogen eigentlich,

00:32:00: den wir da auch als hier relativ kleine SPD in Dresden hinkriegen müssen. Und aus der Frage

00:32:11: heraus wollte ich jetzt nochmal in die Richtung gehen, weißt du, wie man es machen kann, wenn

00:32:20: wir hier vom Stadtbezirk sozusagen nochmal an die an die Schnittmengen Themen gucken, also zum Beispiel

00:32:26: du Sozialwissenschaftlerin, Mitglied vom Jugendhilfeausschuss im Stadtbezirk sehr erfahren.

00:32:36: Das Thema Jugend vor Ort ist sicherlich eines, aber das größere Thema ist ja die Jugend insgesamt.

00:32:45: Also was gerade ja beobachtet wurde von einigen angesprochen wird oder die

00:32:51: selber nennen sich letzte Generation, also haben eine wahnsinnige Angst auch, wie sich das weiter

00:32:58: entwickelt jetzt sogar weltweit. Und da würde mich jetzt mal deine Gedanken als Expertinnen

00:33:04: einfach mal interessieren, was begegnet ihr da oder was sind da Überlegungen, was müsste

00:33:12: notwendig sein, damit Kinder und Jugendlichen gut aufwachsen und sozusagen so eine gewisse

00:33:17: Sicherheit haben dürfen. Das ist eine wirklich komplexe Frage und die nicht einfach zu beantworten

00:33:24: ist und die ich glaube ich jetzt auch in der kürzester Zeit nicht beantworten kann. Ich denke

00:33:29: und wir haben das als Sozialdemokratie gut im Blick, dass Kinder an unterschiedlichen Orten

00:33:34: unterschiedliches brauchen und das merken wir hier in Proles ganz stark und dafür habe ich mich

00:33:40: und dafür haben wir uns als Partei auch immer stark gemacht, diese Unterschiede und gerade auch

00:33:47: die wirtschaftlichen, das wirtschaftliche Gefälle oder das soziale Gefälle durch staatliches

00:33:53: interstaatliche Interventionen auszugleichen, dass wir genügt Geld dafür in die Hand nehmen und

00:34:00: auch in der Vergangenheit in die Hand genommen haben, um eine Jugendhilfe gut auszufinanzieren,

00:34:04: um den Kindern Angebote zu machen und den Jugendlichen. Ich denke, wenn wir gerade auf

00:34:09: Proles schauen, haben wir ein gutes Angebot, wir haben viele Kinder und Jugendtreffs, Jugendhäuser,

00:34:16: das Pixel, viele Träger, die da aktiv sind im Bereich der Schulsozialarbeit sind wir

00:34:23: gut aufgestellt und das sind wir deswegen, weil wir uns stark dafür eingesetzt haben und weil

00:34:27: wir es auch verteidigt haben. Es ist ja nicht so, dass es, dass da nicht eher so Tendenzen waren,

00:34:33: von Proles hat abnehmende junge Einwohner*innen zahlen, müssen wir jetzt nicht Angebote reduzieren,

00:34:41: da haben wir uns immer stark dagegen gemacht und gesagt, deutlich gesagt die Unterschiede,

00:34:45: die wir haben, was die Haushaltseinkommen anbelangt oder die Frage von Arbeitslosenquote,

00:34:54: alle so diese sozialen Indikatoren, die leider einfach hier sehr ungünstig ausfallen,

00:34:59: die bedingen oder die brauchen eine stärkere soziale Intervention. Und wenn man auf diese

00:35:08: Frage wie Kinder und Jugendliche, was sie insgesamt brauchen, ich bin stolz auf die

00:35:16: jungen Menschen, die auf die Straße gehen, ich bin stolz auf das stärkere politische Engagement.

00:35:21: Ich finde da auch unterschiedliche Diskussionen, auch im Freundeskreis oder auch auf Arbeit,

00:35:30: wie man das nun findet, dass die sich auf die Straße geleben. Ich persönlich finde das

00:35:35: ein Ausdruck von politischem Ungehorsam, von TV im Ungehorsam, den ich unterstütze,

00:35:42: den ich gut finde. Und ich denke so wie wir umgehen mit unseren Ressourcen bieten wir den Kindern und

00:35:50: Jugendlichen auch genügend Angriffsfläche oder auch Grund, da gegen zu intervenieren oder da sich die

00:35:57: Stimme zu erheben. Und ich finde sie sollten das tun, sie müssen das tun, weil es ist die Umwelt,

00:36:03: die wir ihnen überlassen, die sie erben müssen. Und daher finde ich das eher erfreulich, dass wir

00:36:13: eine stärkere Politisierung erleben dieser Generationen. Ich finde auch gut, dass was ich so

00:36:20: erlebe, so in dem Kreise junger Menschen, die mir begegnen, dass es sehr reflektiert ist.

00:36:26: Ich freue mich letztlich, wenn ich das auch mit meiner Jugendzeit vergleiche, dass wir durch

00:36:32: so eine Themen wie Fachkräftemangel und insgesamt sinkende Einwohner in Zahn, die natürlich für

00:36:39: unsere Volkswirtschaft insgesamt nicht erfreulich sind, aber die den Kindern und Jugendlichen

00:36:44: erstmal per se bessere Startchancen ermöglichen, als das zum Beispiel in meiner Generation der Fall

00:36:49: war. Sie werden gebraucht. Sie werden gebraucht und sie haben nicht diese hohe Arbeitslosigkeit und

00:36:54: die Notwendigkeit für einen guten Job oder eine gute Ausbildung, 500 Kilometer Richtung Westen

00:37:01: ziehen zu müssen, ihre Heimat zu verlassen. Das wiederum ist auch eine Chance. Dadurch hat

00:37:06: man eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber zum Beispiel Arbeitgeber*innen, was die Frage von

00:37:12: wie gestalt ich meine Arbeit beinhaltet. Wir haben ja diese Diskussion von wegen dieser Generation Z,

00:37:20: was die alles so möchte und was sie nicht möchte. Ich finde das im Grunde super, dass sie die Stimme

00:37:27: erheben können und dass sie Forderungen stellen können, die weggehen von dieser, von ausbeuterischen

00:37:33: Arbeitsverhältnissen, sondern mehr die persönliche Freiheit und Birgleif-Balance und wie diese ganzen

00:37:39: Themen alle heißen, dass das viel stärker im Fokus steht und insofern sehe ich da auch große

00:37:46: Chancen für diese Generationen. Ja, aber ich glaube, gut, ich bin ein bisschen pessimistischer,

00:37:55: ich klar, die Chancen sind natürlich klar, aber sie sind auch absolut notwendig, weil die ganze

00:38:00: Welt sich in der Umwälzung befindet, also in der Transformation, wo aber nicht ganz klar wird,

00:38:07: was entsteht daraus. Also ich spreche schon jetzt vom Klimawandel, der es bei uns auch ankommt,

00:38:15: wo nicht klar wird, wie stark er uns persönlich betreffen wird, wie stark er eben die Kinder und

00:38:22: Jugendlichen dann noch betreffen wird, aber betrifft ja jetzt schon in anderen Teilen der Welt die

00:38:27: Menschen ganz extrem und die können dann teilweise dort ja gar nicht mehr leben und es entsteht

00:38:33: Bewegung und es entsteht was Neues, Fluchtbewegungen oder Umstände, die uns, wo wir nicht wissen,

00:38:43: wo steht die Menschheit oder sage ich mal Europa in 100 Jahren und dadurch ist so eine Grundunsicherheit

00:38:50: eigentlich gegeben, wo ich denke, das führt schon auch dazu, dass die jungen Menschen jetzt etwas

00:39:00: deutlicher auftreten und sagen, also auch persönlich, also wenn ich gar nicht weiß, wie das endet,

00:39:06: dann will ich wenigstens jetzt leben und nicht Geld sparen, um gar nicht zu wissen, was soll ich

00:39:12: damit dann später mal, auch kann ich damit überhaupt noch das anfangen, was ich mir gerade

00:39:17: wünsche oder ist es jetzt im Moment nicht besser, dass ich einen fünften Tag in der Woche für mich

00:39:23: habe, um nicht noch durchzudrehen, also diese, das wird uns noch stark beschäftigen, glaube ich,

00:39:32: und natürlich die Veränderung, die wird von manchen rundweg abgestritten bzw. abgelehnt,

00:39:39: aber das kannst du nicht, du kannst das nicht wieder in die Tube zurückdrücken,

00:39:45: sozusagen, was jetzt passiert gerade. Und gleichzeitig hat das aber bewirkt

00:39:50: es ja auch eine viel höhere Sensibilität bei Kindern und vor allem Jugendlichen im Umgang

00:39:57: zum Beispiel mit Ressourcen oder was der Auswirkende des Klimawandels oder was,

00:40:03: vielleicht mal großpolitische Prozesse wie Krisen, Kriege, Vertreibungen anbelangt. Wenn ich mir überlege,

00:40:10: ich hatte natürlich auch meine Phase mit 14, 15, der ich Vegetarierin war, ich war da die Einzige

00:40:17: in meiner Klasse und musste mich viel erklären. Und wenn ich mir das heute anguckt, glaube ich,

00:40:24: muss man sich eher erklären, dass ich inzwischen esse ich wieder Fleisch, viele Jahre, warum ich

00:40:28: das tue und ich sehe da ein hohes Bewusstsein bei dieser Generation, eben Stärke auf Fleisch oder

00:40:36: auf Konsum zu verzichten oder Alternative Lebens- und Entwicklungsformen auszuprobieren. Also wenn

00:40:44: ich da so den Freundeskreis meines Sohnes mir anschaue, die sind alle so 16, 18, engagieren sich

00:40:52: da bei uns in der jungen Gemeinde, ich nehme die als sehr reflektiert war, ich nehme die auch war,

00:40:56: dass die ein anderes Geschlechterverhältnis miteinander haben, dass so dieses Thema Queerness

00:41:01: eine ganz andere Selbstverständlichkeit hat, als wenn man vor 20, 30 Jahren sich als Person in

00:41:09: einem Transitionsprozess Transfrau, Transmann gefunden hat erleben musste, da geht man heute

00:41:16: viel selbstverständlicher damit um. Also auch viel selbstverständlicher als zum Beispiel jetzt diese

00:41:22: Debatte, die wir in Sachsen führen zum Thema Genderverbot, da denke ich, dass es so anakronistisch,

00:41:27: die Welt steht, oder die jungen Menschen stehen an einem ganz anderen Punkt, da stellen sich diese

00:41:32: Fragen nicht, wie wir das gerne hätten von daher. Bei mir ist das Glas immer halb voll,

00:41:38: also ich bin eher ein optimistischer Typ und ich sehe da viele Chancen. Ja, also ich, die Beobachtungen,

00:41:45: die du jetzt schilderst, also das sind ja eigentlich auch genau die Themen, die sage ich mal jetzt

00:41:53: Leute, die gerne die Veränderung vermeiden wollen oder die sich als Bewahrer sehen, die die so

00:42:04: aufregen, wo ich sage aber eigentlich ist ja dieser Bewusstseinswandel auch ein bisschen

00:42:10: des Erbe von 1968 und den folgenden Bewegungen. Da ging es ja um sexuelle Selbstbestimmung,

00:42:17: da ging es um Freiheitsbegriffe, auch um eben Umweltschutz kam dann auf, die Grünen haben

00:42:23: sich irgendwann gegründet und so weiter und so fort und jetzt vieles von den Gender-Debatten,

00:42:31: das ist ja genau wieder das alles in die Tube zurückdrücken zu wollen, was ja überhaupt

00:42:36: nicht mehr zeitgemäß ist oder diese ganzen Fragen der Reproduktion, wo längst überwunden

00:42:46: geglaubte, also auch eben durch die 68er Bewegungen im Westen überwunden geglaubte Frauenbilder

00:42:54: wieder on-vorks sind und man sich da an den Kopf fasst und sagt, wie kam denn das jetzt zustande,

00:43:02: dass das so ein Retro-Style wieder um sich greift. Was haben denn die alle mit der Reproduktion,

00:43:09: aber ich glaube genau diese Sache vom Pillenknick an, wo dann klar war, nee, die Frauen haben

00:43:18: das eigentlich selber in der Hand, viel mehr als früher, dass das solche Veränderungsverweigerer,

00:43:27: sage ich jetzt mal, um nicht konservative sagen zu müssen oder illiberale, aber für die ist es

00:43:34: natürlich ein rotes Tuch, die wollen, dass alles reproduziert wird, sage ich mal im übertragenen

00:43:39: Sinne, dass wir weitermachen wie früher und aber die Umstände haben sich ja geändert. Der Erdball

00:43:44: wird ja ein anderer sein, wenn bestimmte Winde nicht mehr durch die Gegend wehen und wir dann

00:43:51: Dürren und Staukriegen im Wechsel haben oder kannst du nicht darauf beharren, dass du in deinem

00:43:57: Reihenhaus dort stehen bleibst, wo du willst? Ich denke, das was du gerade beschrieben hast,

00:44:07: hinsichtlich der reproduktive Rechte, das ist der Diskurs, der erschreckt mich auch, dass wir

00:44:12: da seit 30 Jahren nicht weiterkommen, aber ich glaube, der wird eben auch von anderen Personen

00:44:15: geführt. Der wird nicht geführt von jungen Menschen, der wird vor allem von denen, die

00:44:20: Opinien-Lieders sind und das sind Politiker*innen, älteren Proveniens, das sind medienschaffende

00:44:27: und so weiter. Das glaube ich, wenn man die Gesellschaft in Summe da befragen würde, würden

00:44:33: andere Ergebnisse erzielt werden. Auf jeden Fall. Jetzt darf die Anne noch eine Frage stellen.

00:44:44: Super. Und dann sind wir auch schon langsam an dem Punkt, wo wir sagen, wir wollen ja nicht allzu

00:44:49: lange machen, dass uns jemand zuhört. Hast du noch eine Frage, Anne? Eigentlich nicht.

00:44:54: Oder eine Anmerkung oder einen Aufruf, ein Appell oder eine Beobachtung, eine Schilderung?

00:45:00: Also die Beobachtung, die ich mache ist, dass wir tatsächlich immer besser in die Themen hineinkommen,

00:45:09: dass es unheimlich spannend ist und Spaß macht, mit verschiedenen Gästen so ein bisschen auch deren

00:45:17: Schwerpunkte zu diskutieren. Gerade jetzt in deinem Fall, weil du natürlich auch im Stadtbezirksbeirat

00:45:24: und mit all deinem politischen Tun einen besonderen Schwerpunkt und damit eben auch eine Kompetenz

00:45:31: mitbringst, die wir gut brauchen können und von der wir gerne erzählen müssen, entweder

00:45:37: über so einen Format wie dieses oder eben in unserer Ortsvereinsarbeit, die wir glaube ich noch ein

00:45:44: bisschen mehr nach außen tragen dürfen, weil ich glaube, da dürfen wir ganz stolz und selbstbewusst

00:45:51: das eben auch wiedergeben und Menschen erzählen, was du bereits vollbracht hast und deswegen

00:45:59: war mir das wichtig, dass wir die Frage einfach stellen, erzählen uns von den Dingen, die sichtbar

00:46:04: sind und ich glaube, dass das für Menschen nicht so abstrakt ist, wenn wir auch unsere politische

00:46:09: Agenda oder Themen für die Zukunft formulieren, denn das ist zu abstrakt und das ist eben gerade,

00:46:15: was ihr jetzt so noch besprochen hat, mit halb, mit dem Glas halb voll, dem Glas halb leer. Irgendwo

00:46:22: beide Perspektiven werden sicherlich richtig sein, je nachdem, wo man steht und je nachdem, wie man,

00:46:28: wie die Gemütslage auch des Tages ist. Also mir geht es zum Beispiel so, den einen Tag gehe ich recht

00:46:32: positiv in die Welt, den anderen denke ich meine Güte, was, wo soll das alles noch hinführen.

00:46:37: Jedenfalls den Menschen, bei all diesen Veränderungen und den Unsicherheiten eben doch das kleine

00:46:45: Bewusstsein zu machen, was man eben auch hat und nicht so abstrakt in die Zukunft zu schauen

00:46:52: oder so verunsichern in die Zukunft zu schauen, sondern auch auf das zu blicken, was vortreffliche

00:46:58: Errungenschaften unserer Gesellschaft und der Generation zuvor und vor allem auch unserer

00:47:03: Verantwortung, wie wir das heute gestalten ist und ja, das wäre jetzt mein Wort zum, was haben

00:47:10: wir denn heute eigentlich für einen Wochentag? Mittwoch? Heutz Mittwoch. Dann bedanke ich mich

00:47:16: bei euch beiden für die Einladung. Ich habe tatsächlich selten die Gelegenheit oder nehme

00:47:20: mir wenig die Zeit, selber zu reflektieren, wenn man so im Hamsterrad ist, was mache ich hier

00:47:25: eigentlich, was habe ich, schaue zurück und was habe ich geschaffen oder geschafft und es ist

00:47:30: tatsächlich eine ganze Menge zusammengekommen über die Jahre und vielen Dank, dass ich die

00:47:34: Gelegenheit hatte, darüber mal zu reflektieren und davon zu berichten. Na danke für dein Danke

00:47:39: und danke fürs Zuhören, abonniert uns und bis zum nächsten Mal.

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